Spektroskopie - Und jetzt im Laufschritt...


In diesem dritten Teil des Artikels wollen wir unser Wega-Spektrum mit einer speziellen Software für die Auswertung von Spektren analysieren. Das Programm heisst "SkySpec" und wurde von mir in Microsoft Visual C++ programmiert.

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Handbuch und vermittelt die grundlegende Bedienung des Programms. Das komplette Handbuch kann von der Download-Seite als Microsoft Word-Dokument heruntergeladen werden.

 

Das Programm 


Abb. 1: Das Programm SkySpec 1.0 

Das Spektralanalyse-Programm SkySpec Version 1.0 ist ein 32-bit-Windows-Programm und läuft unter Microsoft Windows 95, 98, ME, NT, 2000 und XP.

Die Bedienung des Programms SkySpec ist an an den Standardregeln für Benutzerschnittstellen für Microsoft Windows-Programme ausgerichtet.

Das Programm kann nur solche Spektren bearbeiten, die eine lineare Skalierung in X-Richtung (Wellenlänge) aufweisen. Dies ist bei Spektren, die mit einem Blaze-Gitter aufgenommen wurden, der Fall. Spektren, die mit einem Prisma aufgenommen wurden, haben dagegen keine lineare Wellenlängen-Unterteilung und können mit dem Programm „SkySpec“ Version 1.0 nicht bearbeitet werden.


Die Auswertung eines Spektrums

Es liegt eine Image-Datei im Fits-Format (16-bit-Integer) mit dem Spektrum vor. In Abb. 2 kann man das Spektrum der Wega sehen, welches mit einem C8 und einer MX916-CCD-Kamera aufgenommen wurde.


Abb. 2: Das Spektrum der Wega mit einer CCD-Kamera aufgenommen

Das Bild wurde so erstellt, daß ein maximaler Kontrast erreicht wurde. Das Rohbild wurde mit dem Dunkel- und dem Flat-Bild bearbeitet.

Zunächst muß nun der gewünschte Bildbereich ausgewählt werden, in dem sich das Spektrum befindet. Wählen Sie dazu den Befehl „Datei, Neu“ im Menü von SkySpec aus. Es erscheint ein neues Bearbeitungsfenster für ein Spektrum. Das Fenster ist zunächst leer.

Wählen Sie nun den Menübefehl „Spektrum, Fits-Datei laden...“ aus und laden Sie die gewünschte Image-Datei, indem Sie die Datei doppelt anklicken. Das Image wird in einem Dialog dargestellt (Abb. 3).

Nun kann der relevante Spektrenbereich ausgewählt werden. Dies ist notwendig, um einerseits das Rauschen zu minimieren und anderseits bei mehreren Spektren im Bild eine Überlagerung zu vermeiden.

Klicken Sie mit der Maus auf den rechten oberen Eckpunkt des gewünschten Bereiches und drücken Sie die linke Maustaste. Während Sie die Maustaste gedrückt halten, bewegen Sie die Maus auf den linken unteren Eckpunkt des Spektrumbereiches. Lassen Sie nun die Maustaste los.

Hinweis: Zur besseren Erkennung wird der ausgewählte Bereich in Bild durch ein Rechteck gekennzeichnet. Außerdem wird die aktuelle Mausposition oben rechts im Dialog ausgegeben.


Abb. 3: Das geladene Spektrum

Sie können den Kontrast des Bildes verändern. Eine Kontraständerung hat keinen Einfluß auf das Spektrum selbst. Eine Kontrastverstärkung hilft bei der Auswahl des relevanten Spektrumbereiches. Nach Änderung der Kontrastwerte („Kontrast untere Grenze“ und/oder „Kontrast obere Grenze“) klicken Sie auf die Schaltfläche „Anwenden“, um das Bild mit den neuen Kontrastwerten zu zeichnen.

Sie können die aktuelle Selektion durch Anklicken der Schaltfläche „Selektion löschen“ wieder aus dem Bild entfernen.

Wenn die getätigte Auswahl korrekt ist, klicken Sie auf die OK-Schaltfläche. Das Spektrum wird berechnet und dargestellt (Abb. 4). Der Dialog mit dem Image wird nicht mehr benötigt und verschwindet.

Das Spektrum ist in der senkrechten Achse (relative Intensität) auf den Maximalwert „1“ normiert. Die Einheit der X-Achse (Wellenlänge) ist im Moment noch „Pixel“, da das Spektrum noch nicht kalibriert ist.


Abb. 4: Das Wega-Spektrum

Um das Spektrum weiter zu verarbeiten, sollten auf der rechten Seite die kurzen Wellenlängen (blaues Licht) und auf der linken Seite die langen Wellenlängen (rotes Licht, nahes Infrarot) angeordnet sein. Im Beispielspektrum in Abb. 4 ist dies der Fall. Wenn die Seiten jedoch vertauscht sind, müssen Sie das Spektrum mit dem Menübefehl „Spektrum, Spiegeln“ an der vertikalen Achse spiegeln.

Im nächsten Schritt sollten Sie die Bereiche auf der rechten und linken Seite des Spektrums abschneiden, die kein relevantes Signal mehr zeigen. Im Beispielspektrum können etwa 30 Pixel auf der linken und 40 Pixel auf der rechten Seite entfernt werden. Wählen Sie den Menübefehl „Spektrum, Begrenzen...“ aus. Sie werden nun aufgefordert, den Bereich im Spektrum auszuwählen, der erhalten bleiben soll. Klicken Sie mit der linken Maustaste im linken Bereich des Spektrums auf den neuen Anfangspunkt (bei ca. 30 Pixeln). Halten Sie die Maustaste gedrückt. Ziehen Sie die Maus auf den neuen Endpunkt des Spektrums am rechten Rand (bei ca. 40 Pixeln von rechts). Lassen Sie nun die Maustaste los. Das Spektrum wird nun neu in der X-Richtung skaliert. Das Ergebnis ist in Abb. 5 zu sehen. Das Spektrum wird erneut normalisiert, d.h., die Werte der Intensitäts-Achse liegen zwischen 0.0 und 1.0.


Abb. 5: Der Rand des Spektrums wurde begrenzt

Im nächsten Schritt wird das Spektrum kalibiert, d.h., den jeweiligen Pixeln werden Wellenlängen zugeordnet.

Das Programm SkySpec arbeitet mit der allgemein üblichen Wellenlängeneinheit „Angström“. Tabelle 1 zeigt die Umrechnung in andere Längeneinheiten.

 

Meter [m]

Millimeter [mm]

Mikrometer [µm]

Nanometer [nm]

Angström [A]

Meter [m]

1

1000

106

109

1010

Millimeter [mm]

0.001

1

1000

106

107

Mikrometer [µm]

10-6

0.001

1

1000

10000

Nanometer [nm]

10-9

10-6

0.001

1

10

Angström [A]

10-10

10-7

0.0001

0.1

1

Tabelle 1: Umrechnung von Längeneinheiten

Um das Spektrum zu kalibrieren, müssen zwei bekannte Linien als Referenzpunkte ausgewählt werden. Im Beispielspektrum sind die Wasserstofflinien deutlich zu erkennen. Die im Maximum des Spektrums liegende Linie ist die H-beta-Linie, die links daneben liegende Linie ist die H-gamma-Linie. Weiter links davon liegt die H-delta-Linie.

Um den ersten Referenzpunkt zu definieren, wählen Sie nun den Befehl „Spektrum, Referenzpunkt 1...“ aus. Es erscheint der Dialog in Abb. 6. Wählen Sie im Kombinationsfeld „Spektrallinie“ die Linie „H del (4101.74)“ aus (Abb. 7). Die angegebene Zahl entspricht der Wellenlänge dieser  Spektrallinie.

Hinweis: Sie können auch direkt eine eine Referenzwellenlänge in das Eingabefeld „Wellenlänge“ eingeben.


Abb. 6: Auswahl einer Referenzlinie


Abb. 7: Auswahl der Referenzlinie „H del“

Klicken Sie nun auf die OK-Schaltfläche. Nun markieren Sie in üblicher Weise mit der Maus (linke Maustaste drücken, Maus ziehen, Taste loslassen) den Bereich im Spektrum, der diese Linie repräsentiert.


Abb. 8: Der Bereich für die Referenzlinie 1

Das Programm SkySpec berechnet nun in dem von Ihnen gewählten Bereich den höchsten oder tiefsten Punkt der Linie und merkt sich diesen Punkt als Referenzpunkt 1.

Der zweite Referenzpunkt wird genauso ausgewählt. Benutzen Sie hierzu den Menübefehl „Spektrum, Referenzpunkt 2...“ und gehen Sie dann wie oben beschrieben vor. Wählen Sie im Dialog (Abb. 7) die Linie „H bet (4861.33) als Referenz aus.

Hinweis: Die Definition der Referenzpunkte können Sie belibig oft wiederholen, bis die Auswahl korrekt ist.

Rufen Sie nun den Menübefehl „Spektrum, Spektrum kalibrieren“ auf und die Kalibrierung wird durchgeführt. In einem kleinen Dialog werden die Kalibrierungsergenisse augegeben (Abb. 9).


Abb. 9: Die Kalibrierungsparameter

Die Auflösung unseres Spektrums beträgt ca. 9.7 Angström pro Pixel. Die beiden ausgewählten Referenzpunkte werden ebenfalls ausgegeben. Sie sehen, daß SkySpec die Punkte wesentlich genauer als „pixelgenau“ berechnet. Dies ist erforderlich für eine möglichst genaue Kalibrierung des Spektrums. Anmerkung: Die Zahlenwerte werden bei Ihnen etwas abweichen.

Klicken Sie auf die OK-Schaltfläche des Dialogs. Die Skalierung der X-Achse des Spektrums ändert sich nun. Es werden die Wellenlängen in „Angström“ angezeigt (Abb. 10).


Abb. 10: Das kalibrierte Spektrum

Hinweis: Wenn Sie die Kalibrierung wiederholen möchten, können Sie die momentane Kalibrierung des Spektrums mit dem Befehl „Spektrum, kalibrierung entfernen“ wieder annullieren. Danach können Sie eine erneute Kalibrierung vornehmen.

Hinweis: Wenn Sie mit den Mauszeiger über das Spektrum gleiten, können Sie in der Statuszeile von SkySpec die aktuelle Wellenlängenposition und die relative Intensität des Spektrums an dieser Stelle ablesen.

Zur Kontrolle der Kalibrierung wollen wir uns nun sämtliche Linien des Wasserstoffs in unserem Spektrum aus der Bibliothek anzeigen lassen. Rufen Sie den Befehl „Ansicht, Referenzlinien...“ auf und wählen Sie im Kombinationsfeld das Element „H“ (für Wasserstoff) aus (Abb. 11). Klicken Sie auf die OK-Schaltfläche.


Abb. 11: Alle Referenzlinien des Wasserstoffs auswählen

Das Ergebnis wird in Abb. 12 gezeigt. Sie sehen, daß die dargestellten Referenzlinien mit den Linien in unserem Spektrum übereinstimmen.


Abb. 12: Das Spektrum mit den H-Referenzlinien

Um die Referenzlinien des Wasserstoffs aus dem Spektrum zu entfernen, wählen Sie den Menübefehl „Ansicht, Referenzlinien...“ erneut aus und klicken im Dialog auf die Optionsschaltfläche „Linien nicht darstellen“ und dann auf die OK-Schaltfläche.

Im vorletzten Schritt der Standardbearbeitung wollen wir das Spektrum entsprechend der Kamera-Empfindlichkeit der CCD-Kamera korrigieren. Ein Kamerachip einer bestimmten Marke hat eine spezifische Empfindlichkeitsverteilung. Das Chip ist im tief blauen und tief roten Bereich nicht so empfindlich, wie im grünen Bereich. In Abb. 13 sehen Sie die Empfindlichkeit des CCD-Chips der MX916-Kamera in Abhängigkeit von der Wellenlänge.

 
Abb. 13: Empfindlichkeit des Chips in der MX916-CCD-Kamera

Diese Kamera-Empfindlichkeit ist zu vergleichen mit einem Flat-Bild bei einer CCD-Astro-Aufnahme. D.h., jeder Punkt des Spektrums wird durch die der Wellenlänge entsprechende Empfindlichkeit des Kamera-Chips dividiert. Somit wird der rechte (blau) und der linke Bereich (rot) des Spektrums in der Intensität steigen, da die Kamera in diesen Bereichen weniger empfindlich ist.

Wählen Sie nun den Befehl „Spektrum, Kamera-Empfindlichkeit...“ im Menü aus. Es erscheint der Dialog zum Öffnen einer Datei (Abb. 14).

Im Unterverzeichnis „Response“ des SkySpec-Verzeichnis finden Sie die Datei „MX916.txt“. In dieser Datei ist die Empfindlichkeitskurve der MX916-Kamera abgelegt.


Abb. 14: Öffnen der Empfindlichkeits-Datei.

Wählen Sie die Datei „MX916.txt“ durch einen Doppelklick aus. Die Kamera-Empfindlichkeit wird nun in das Spektrum eingerechnet. Das Ergebnis ist in Abb. 15 dargestellt.


Abb. 15: Spektrum mit eingerechneter Kamera-Empfindlichkeit

Wie Sie sehen, wird im äußerst rechten und im äußerst linken Bereich des Spektrums ein kleiner Teil nicht mehr dargestellt. In diesen Bereichen ist die Empfindlichkeit der Kamera MX916 so schwach, daß die transformierten Werte eine zu hohe Ungenauigkeit hätten. Außerdem können Sie sehen, daß die meisten Linien jetzt westenlich deutlicher sichtbar sind.

Im letzten Schritt wollen wir das Spektrum nun beschriften und abspeichern.

Rufen Sie den Menübefehl „Ansicht, Titel...“ auf und tragen Sie die Daten ein, wie in Abb. 16 gezeigt wird.


Abb. 16: Der Titel des Spektrums

Nach dem Anklicken der OK-Schaltfläche wird der eingegebene Text in der oberen rechten Ecke des Spektrums ausgegeben (Abb. 17).


Abb. 17: das Spektrum mit dem Titel

Nun wollen wird das fertige Spektrum mit dem Befehl „Datei, Speichern unter...“ auf der Festplatte abspeichern. Es erscheint der übliche Windows-Dialog zum Speichern einer Datei.

Tragen Sie im Eingabefeld „Dateiname“ des Text „WEGA“ ein und klicken Sie auf die Schaltfläche „Speichern“. Die Datei erhält nun die Endung „.SSP“ und wird dann auf die Festplatte geschrieben. Mit dem Befehl "Öffnen..." kann diese Datei wieder geladen und weiter bearbeitet werden.

Mit dem Befehl „Datei, Drucken...“ können Sie Ihr Spektrum auf einem Drucker ausdrucken.

Mit dem Befehl „Datei, Öffnen...“ können Sie diese Datei mit dem Programm SkySpec wieder einlesen und weiter bearbeiten.

Dies war ein kurzes Tutorial für die Standard-Bearbeitung eines Spektrums. Das Programm "SkySpec" enthält noch viele weitere Möglichkeiten, um Spektren zu bearbeiten. Diese sind im Handbuch ausführlich beschrieben.

 

Hinweis: Der Befehl "Drucken" funktioniert in der DEMO-Version nicht!

 

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